Veröffentlicht am Mai 15, 2024

Die Annahme, dass oberflächliche Datenschutzeinstellungen bei Fitness-Trackern ausreichen, ist ein gefährlicher Trugschluss.

  • Ihre Gesundheitsdaten sind eine wertvolle Währung, deren Wert durch das Geschäftsmodell des Anbieters bestimmt wird – nicht durch Ihre Privatsphäre-Einstellungen.
  • Technische Sicherheitslücken in vernetzten Gesundheitsgeräten stellen ein oft übersehenes, aber reales Risiko für Ihr gesamtes Heimnetzwerk dar.

Empfehlung: Konzentrieren Sie sich weniger auf das Sammeln von Bonus-Punkten und mehr auf das Verstehen der Sicherheitsarchitektur und der Datenverarbeitungs-Logik Ihrer Geräte und Apps.

Jeden Morgen ein Blick auf die Schlafanalyse, nach dem Joggen die Herzfrequenz prüfen – Fitness-Tracker und Gesundheits-Apps sind zu ständigen Begleitern geworden, die uns wertvolle Einblicke in unser Wohlbefinden versprechen. Angetrieben von dem Wunsch nach Selbstoptimierung vertrauen wir diesen Geräten unsere intimsten Körperdaten an: Puls, Schlafmuster, Aktivitätslevel und mehr. Die gängigen Ratschläge zum Schutz dieser Daten sind schnell aufgezählt: App-Berechtigungen kontrollieren, sichere Passwörter verwenden und auf das Teilen in sozialen Netzwerken verzichten. Doch dieser Fokus auf die Benutzeroberfläche verschleiert die eigentliche Gefahr.

Was, wenn das eigentliche Risiko nicht in einem schwachen Passwort liegt, sondern im Geschäftsmodell des Anbieters selbst verankert ist? Was, wenn Ihre Gesundheitsdaten die eigentliche Datenwährung in einem unsichtbaren Ökosystem aus Versicherern, Werbetreibenden und Datenhändlern sind? Der wahre Schutz Ihrer digitalen Gesundheit erfordert einen tieferen Blick hinter die Kulissen der glänzenden App-Oberflächen. Es geht darum, die wirtschaftlichen Anreize zu verstehen, die technischen Schwachstellen zu erkennen und die Kontrolle über Informationen zurückzugewinnen, die zutiefst persönlich sind.

Dieser Artikel führt Sie durch die kritischen Aspekte des Datenschutzes bei Wearables. Wir analysieren, warum Bonusprogramme eine Falle sein können, wie Sie Ihre Geräte sicherer konfigurieren, welche Geschäftsmodelle Ihre Daten gefährden und wie Sie sicherstellen, dass Ihre Informationen bei einem Wechsel auch wirklich gelöscht werden. Ziel ist es, Sie vom passiven Datenspender zum mündigen Nutzer zu machen, der die Risiken kennt und souverän handelt.

Warum sollten Sie zweimal überlegen, bevor Sie Ihre Schritte gegen Bonus-Punkte tauschen?

Bonusprogramme von Krankenkassen, die aktive Nutzer mit Punkten oder Zuschüssen belohnen, klingen zunächst verlockend. Sie schaffen einen spielerischen Anreiz für mehr Bewegung und einen gesünderen Lebensstil. Doch aus Sicht des Datenschutzes stellt dieses Modell einen problematischen Tausch dar: Sie handeln Ihre kontinuierlich erfassten Verhaltensdaten gegen eine geringe finanzielle Gegenleistung ein. Dabei wird die Sensibilität dieser Daten oft unterschätzt. Ein Bewegungsprofil über Monate oder Jahre kann weit mehr aussagen als nur die Anzahl der Schritte – es kann auf Veränderungen im Gesundheitszustand, auf psychische Phasen oder Lebensgewohnheiten hindeuten.

Die finanzielle Förderung von Wearables durch Krankenkassen ist in Deutschland bereits Realität. So bieten einige deutsche Krankenkassen wie die hkk Zuschüsse von bis zu 280 Euro für den Kauf von Fitness-Trackern. Diese direkte Verknüpfung von Gesundheitsdaten und finanziellen Anreizen etabliert eine gefährliche Normalität, in der die Weitergabe persönlicher Vitaldaten zur impliziten Bedingung für Vorteile wird. Der Nutzer wird konditioniert, seine Daten als Tauschware zu betrachten, ohne die langfristigen Konsequenzen und den wahren Wert dieser Informationen vollständig zu überblicken. Der Kontrollverlust beginnt schleichend, getarnt als Belohnung.

Ihr Aktionsplan: Erste Verteidigungslinie für Ihre Fitnessdaten

  1. Anbieter-Recherche: Prüfen Sie vor dem Kauf oder der Teilnahme an einem Programm, welchen Stellenwert der Anbieter dem Datenschutz beimisst. Suchen Sie nach Transparenzberichten oder Zertifizierungen.
  2. App-Berechtigungen: Kontrollieren Sie bei der Installation genau, welche Zugriffe die App fordert. Benötigt eine Schrittzähler-App wirklich Zugriff auf Ihre Kontakte oder Ihren Standortverlauf?
  3. Datensparsamkeit: Melden Sie sich nicht über Social-Media-Konten an und füllen Sie nur die absolut notwendigen Felder in Ihrem Profil aus. Jede zusätzliche Information erhöht Ihr Risikoprofil.
  4. Teilen unterlassen: Widerstehen Sie der Versuchung, Ihre Fitness-Erfolge oder Gesundheitsstatistiken in sozialen Netzwerken zu posten. Diese Daten können aus dem Kontext gerissen und gegen Sie verwendet werden.
  5. Passwort-Hygiene: Verwenden Sie ein einzigartiges und starkes Passwort ausschließlich für diesen Dienst. Dies verhindert, dass ein Datenleck bei einem anderen Dienst Ihren Gesundheits-Account kompromittiert.

Wie konfigurieren Sie Ihre Garmin oder Apple Watch, damit keine Daten in die Cloud gehen?

Die Standardkonfiguration der meisten Smartwatches und Fitness-Tracker ist auf maximale Konnektivität und Datensynchronisation ausgelegt. Dies dient dem Komfort, bedeutet aber auch, dass Ihre sensiblen Gesundheitsdaten oft unbemerkt auf die Server der Hersteller übertragen werden. Wie die Redaktion von CURVED.de treffend feststellt:

Nur lokal gespeichert bleiben die Gesundheitsdaten dabei selten, in der Regel wandern sie in die Cloud

– CURVED.de Redaktion, CURVED.de Artikel über Fitnesstracker und Datenschutz

Um die Hoheit über Ihre Daten zu behalten, ist eine manuelle Anpassung der Sicherheitsarchitektur unumgänglich. Suchen Sie in den Einstellungen Ihrer Geräte-App (z. B. Garmin Connect, Apple Health, Samsung Health) gezielt nach Optionen zur Cloud-Synchronisation, zum Daten-Backup oder zur anonymisierten Datennutzung für „Produktverbesserungen“. Deaktivieren Sie alle diese Funktionen. Bei einigen Systemen, wie Apple Health, können Sie zudem den Zugriff einzelner Apps auf bestimmte Gesundheitsdaten-Kategorien sehr granular steuern. Nutzen Sie diese Möglichkeit und gewähren Sie nur die absolut notwendigen Berechtigungen.

Nahaufnahme einer Hand, die Datenschutzeinstellungen auf einer Smartwatch anpasst

Für technisch versierte Nutzer, die den Datenfluss vollständig unterbinden wollen, gibt es Nischenlösungen. Diese erfordern zwar mehr Aufwand, bieten aber maximale Kontrolle.

Fallbeispiel: Kontrolle durch Open-Source mit Gadgetbridge

Ein radikaler Ansatz zur Vermeidung der Hersteller-Cloud ist die Nutzung von Open-Source-Software. Die App Gadgetbridge ist ein Beispiel dafür. Sie ermöglicht die Verbindung mit einer Reihe von Wearables (z.B. von Mi Band, Amazfit, Pebble) direkt mit dem Smartphone, ohne dass ein Konto beim Hersteller erforderlich ist. Alle Daten bleiben lokal auf dem Telefon gespeichert, und es wird aktiv verhindert, dass Informationen an die Server des Herstellers gesendet werden. Der Nachteil ist die begrenzte Kompatibilität; große Marken wie Apple oder Garmin werden oft nicht unterstützt. Ist das eigene Gerät jedoch kompatibel, stellt Gadgetbridge eine exzellente Lösung für datenschutzaffine Nutzer dar, die den Kontrollverlust vollständig vermeiden möchten.

Kostenlos oder Abo: Wo bezahlen Sie am Ende nicht mit Ihren Intimdaten?

Das Geschäftsmodell einer Gesundheits-App ist der präziseste Indikator dafür, wie mit Ihren Daten umgegangen wird. Kostenlose Apps („Freemium“) finanzieren sich oft nicht allein durch Werbung, sondern durch den Verkauf von aggregierten und anonymisierten Nutzerdaten. Auch wenn „anonymisiert“ beruhigend klingt, können solche Datensätze oft durch den Abgleich mit anderen Quellen de-anonymisiert werden. Ihre Intimdaten werden zur Ware im B2B-Markt. Abo-Modelle oder der reine Geräteverkauf sind oft, aber nicht immer, ein Zeichen für ein datenschutzfreundlicheres Vorgehen, da die Haupteinnahmequelle direkt vom Nutzer kommt.

Die Analyse von Kaspersky bestätigt, dass Gesundheitsdaten für Werbetreibende und Versicherungen interessant sind, was den Druck auf Anbieter erhöht, Daten zu monetarisieren. Ein genauer Blick auf die Modelle bekannter Anbieter zeigt die Unterschiede in der Praxis.

Vergleich der Geschäftsmodelle populärer Fitness-Apps
App/Tracker Geschäftsmodell Datenweitergabe
Fitbit Geräteverkauf + Premium-Abo Anonymisierte Daten an Dritte verkauft
Apple Health Geräteverkauf Verschlüsselte iCloud-Speicherung
Samsung Health Geräteverkauf Nutzung ohne Cloud möglich
MyFitnessPal Freemium + Premium 2018 Datenleck mit 150 Mio. Nutzerdaten

Dieses Schema zeigt deutlich, dass selbst bei etablierten Marken unterschiedliche Philosophien existieren. Während Apple sein Ökosystem als geschlossenes und verschlüsseltes System vermarktet, haben andere Anbieter in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Daten verkaufen oder durch Sicherheitslücken verlieren. Die Wahl des Anbieters ist somit eine fundamentale Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Datenschutzniveau.

Das Sicherheitsleck im smarten Blutdruckmessgerät, das Ihr Heimnetzwerk öffnet

Die Bedrohung geht weit über die kommerzielle Nutzung Ihrer Daten hinaus. Vernetzte Gesundheitsgeräte (Internet of Things, IoT) sind oft unzureichend gesichert und können zu einem Einfallstor für Cyberangriffe auf Ihr gesamtes Heimnetzwerk werden. Ein schlecht konfiguriertes smartes Blutdruckmessgerät, eine vernetzte Waage oder ein Blutzuckermessgerät können von Angreifern als Brückenkopf genutzt werden, um auf andere Geräte wie Ihren Computer, Ihre NAS-Festplatte oder sogar Ihre Smart-Home-Steuerung zuzugreifen. Die Sicherheitsarchitektur dieser oft günstigen Geräte ist selten auf dem Niveau von Smartphones oder Computern.

Die Gefahr ist real und wird von offiziellen Stellen bestätigt. So meldete das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) alarmierende Zahlen: In einem Jahresrückblick wurde aufgedeckt, dass mehr als 30.000 IoT-Geräte mit vorinstallierter Malware entdeckt wurden, die Teil von Botnetzen waren. Dies unterstreicht, dass das Risiko nicht nur theoretischer Natur ist. Ein kompromittiertes Gesundheitsgerät kann nicht nur Ihre sensiblen Daten preisgeben, sondern Ihr gesamtes digitales Zuhause gefährden.

Abstrakte Darstellung eines vernetzten Zuhauses mit Sicherheitslücken

Um dieses Risiko zu minimieren, sollten IoT-Gesundheitsgeräte idealerweise in einem separaten Gäste-WLAN betrieben werden, das vom eigentlichen Heimnetzwerk isoliert ist. Viele moderne Router, wie die in Deutschland weit verbreitete Fritz!Box, bieten diese Funktion standardmäßig an. Zudem sollten Sie regelmäßig prüfen, ob der Hersteller Firmware-Updates zur Schließung von Sicherheitslücken bereitstellt. Ist dies nicht der Fall, ist das ein starkes Indiz für mangelnde Produktpflege und ein erhöhtes Sicherheitsrisiko.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Gesundheitsdaten wirklich gelöscht werden, wenn Sie die App wechseln?

Der Wechsel zu einem neuen Fitness-Tracker oder die Entscheidung, gar keinen mehr zu nutzen, ist nur der erste Schritt. Das bloße Löschen der App von Ihrem Smartphone entfernt nicht die Daten, die bereits auf den Servern des Anbieters gespeichert sind. Gemäß der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) haben Sie ein „Recht auf Vergessenwerden“ (Art. 17 DSGVO), doch die Durchsetzung erfordert aktives Handeln. Sie müssen dem Anbieter explizit mitteilen, dass Sie die Löschung Ihrer gesamten Datenhistorie verlangen.

Ein formloser Antrag per E-Mail, in dem Sie sich auf Ihr Recht nach Art. 17 DSGVO berufen, ist in der Regel ausreichend. Wichtig ist jedoch, diesen Prozess systematisch und nachweisbar durchzuführen, um sicherzustellen, dass Ihr Antrag nicht ignoriert wird. Dokumentieren Sie Ihre Anfrage und fordern Sie eine schriftliche Bestätigung der erfolgten Löschung. Bedenken Sie dabei auch Daten, die an verknüpfte Drittanbieter-Dienste weitergegeben wurden.

Die folgende Checkliste fasst die notwendigen Schritte für eine vollständige und rechtssichere Datenlöschung zusammen:

  1. Formelle Löschanfrage: Senden Sie eine schriftliche Löschanfrage per E-Mail an den Datenschutzbeauftragten oder die offizielle Kontaktadresse des Anbieters und berufen Sie sich explizit auf Artikel 17 der DSGVO.
  2. Drittanbieter einbeziehen: Fordern Sie in Ihrem Schreiben auch die Löschung Ihrer Daten bei allen Partnern und Drittanbietern, an die Ihre Daten weitergegeben wurden.
  3. Schriftliche Bestätigung fordern: Bitten Sie um eine schriftliche Bestätigung, dass alle Ihre personenbezogenen Daten vollständig und unwiderruflich gelöscht wurden. Setzen Sie hierfür eine angemessene Frist (z. B. 30 Tage).
  4. Gerät zurücksetzen: Setzen Sie den Fitness-Tracker selbst auf die Werkseinstellungen zurück, bevor Sie ihn verkaufen, verschenken oder entsorgen, um lokale Datenreste zu entfernen.
  5. Verbindungen trennen: Entfernen Sie vor der Löschanfrage alle aktiven Verbindungen der App zu anderen Diensten (z.B. Social Media, andere Gesundheits-Apps), um eine erneute Synchronisation zu verhindern.

Rücktritt oder Abbruch: Welche Versicherung zahlt, wenn Sie im Urlaub krank werden?

Die Daten Ihres Fitness-Trackers könnten in Zukunft eine unerwartete und kritische Rolle bei Versicherungsansprüchen spielen. Während heute vor allem Reiserücktritts- und Reiseabbruchversicherungen bei unvorhergesehenen Krankheiten greifen, zeichnet sich ein Szenario ab, in dem Versicherer auf Wearable-Daten zurückgreifen könnten, um Ansprüche zu prüfen oder sogar abzulehnen. Die Verknüpfung von Gesundheitsdaten und Versicherungsleistungen ist der logische Endpunkt des „gläsernen Patienten“.

Stellen Sie sich vor, Sie müssen einen Urlaub wegen eines Bandscheibenvorfalls abbrechen. Ihre Versicherung könnte argumentieren, dass die Daten Ihrer Smartwatch belegen, dass Sie in den Wochen vor der Reise trotz bekannter Rückenprobleme intensive Sportarten ausgeübt haben. Dies könnte als grobe Fahrlässigkeit oder als Verschleierung einer Vorerkrankung interpretiert werden, was zur Leistungsverweigerung führen kann. Was heute noch wie eine düstere Zukunftsvision klingt, ist technisch bereits möglich und für Versicherer ökonomisch attraktiv.

Dieses Risiko unterstreicht die Notwendigkeit, den Datenfluss nicht nur aus reinen Datenschutzgründen zu kontrollieren, sondern auch aus strategischer Vorsicht. Die Daten, die Sie heute arglos sammeln, könnten morgen zum entscheidenden Beweismittel gegen Ihre eigenen finanziellen Interessen werden. Es ist daher ratsam, sich genau zu überlegen, welche Daten man mit welchen Diensten teilt, insbesondere wenn diese direkt oder indirekt mit Versicherungsanbietern verknüpft sind.

Das Überwachungsrisiko durch Smart-Kameras, das Datenschützer auf die Barrikaden bringt

Das Unbehagen, das viele Menschen bei dem Gedanken an eine ständig laufende Kamera im Wohnzimmer empfinden, ist ein guter Gradmesser für die Risiken vernetzter Geräte. Smart-Kameras und Fitness-Tracker sind zwei Seiten derselben Medaille: Sie sind Sensoren, die unseren privatesten Raum – sei es das Zuhause oder der eigene Körper – permanent überwachen und die gesammelten Daten in das unsichtbare Ökosystem einspeisen. Das Überwachungsrisiko, das Datenschützer bei Kameras anprangern, gilt in potenzierter Form auch für Wearables.

Während eine Kamera visuelle Informationen sammelt, erfasst ein Fitness-Tracker biometrische Daten, die noch intimer und aussagekräftiger sind. Ihr Schlafrhythmus kann auf Stress oder Depressionen hindeuten, Ihre Herzfrequenzvariabilität auf Ihren allgemeinen Gesundheitszustand. Diese Daten sind für Unternehmen von unschätzbarem Wert, da sie tiefe Einblicke in Lebensstil, Gesundheit und sogar emotionale Verfassung ermöglichen – perfekt für personalisierte Werbung, Risikobewertungen oder Produktentwicklungen.

Die technische Verwundbarkeit ist bei beiden Gerätetypen ähnlich. Gehackte Smart-Kameras, deren Live-Streams im Internet landeten, haben in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt. Ein gehackter Gesundheitsdaten-Account birgt ein ebenso großes, wenn nicht sogar größeres Missbrauchspotenzial. Die Vorstellung, dass Unbefugte Zugriff auf die intimsten Körperfunktionen erhalten, ist alarmierend. Daher müssen die gleichen strengen Sicherheitsmaßnahmen, die für Kameras gefordert werden – starke Verschlüsselung, Zwei-Faktor-Authentifizierung und eine restriktive Sicherheitsarchitektur – auch für Fitness-Tracker zur absoluten Grundvoraussetzung werden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Daten als Währung: Ihre Gesundheitsdaten sind ein wertvolles Gut. Geschäftsmodelle, die nicht auf direkten Zahlungen (Abo/Kauf) basieren, finanzieren sich oft durch den Verkauf Ihrer Daten.
  • Technische Risiken sind real: Schlecht gesicherte IoT-Gesundheitsgeräte können ein Einfallstor für Angriffe auf Ihr gesamtes Heimnetzwerk sein.
  • Kontrolle ist ein aktiver Prozess: Das Löschen einer App entfernt Ihre Daten nicht von den Servern. Sie müssen Ihr Recht auf Löschung (DSGVO) aktiv einfordern.

Wie nutzen Wissensarbeiter KI (wie ChatGPT), um Routineaufgaben zu automatisieren?

Die Verknüpfung von künstlicher Intelligenz wie ChatGPT mit den riesigen Datenmengen aus Fitness-Trackern markiert die nächste Evolutionsstufe der Datennutzung – und des Risikos. Während Wissensarbeiter heute KI nutzen, um Texte zu erstellen oder Daten zu analysieren, wird dieselbe Technologie morgen in der Lage sein, aus Ihren Gesundheitsdaten weitreichende und hochpräzise Vorhersagen über Ihre Zukunft zu treffen. Dies geht weit über die einfache Automatisierung von Routineaufgaben hinaus; es ist die Automatisierung der gesundheitlichen Prognose.

Stellen Sie sich ein KI-System vor, das die Puls-, Schlaf- und Aktivitätsdaten von Millionen von Nutzern analysiert. Es könnte Muster erkennen, die menschlichen Ärzten verborgen bleiben, und mit erschreckender Genauigkeit das Risiko für zukünftige Erkrankungen wie Herzinfarkt, Diabetes oder Burnout vorhersagen. Für das Individuum mag dies wie eine Chance zur Frühprävention klingen. Für das Kollektiv und aus Datenschutzsicht ist es ein Albtraum. Solche Risikoprofile könnten von Versicherungen zur Beitragsberechnung, von Banken zur Kreditvergabe oder von Arbeitgebern bei Einstellungsentscheidungen genutzt werden.

Die entscheidende Frage ist nicht mehr nur „Wer hat meine Daten?“, sondern „Welche Schlüsse zieht eine KI aus meinen Daten und wer nutzt diese Schlussfolgerungen?“. Der Kontrollverlust erstreckt sich damit von den Rohdaten auf die daraus abgeleiteten, oft unabänderlichen Urteile. Die Automatisierung, die heute Effizienz verspricht, könnte morgen zu einer neuen Form der digitalen Diskriminierung führen, die auf den intimsten Informationen über unseren Körper basiert.

Übernehmen Sie jetzt die Kontrolle und bewerten Sie die Sicherheitsarchitektur Ihrer Gesundheits-Apps und Wearables, bevor es andere tun. Ihr Recht auf digitale und körperliche Unversehrtheit beginnt mit dem Wissen um die wahren Mechanismen hinter der Datenerfassung.

Geschrieben von Markus Weber, Senior IT-Architekt und Berater für digitale Transformation mit über 18 Jahren Erfahrung im deutschen Mittelstand. Zertifizierter Experte für Cloud-Infrastrukturen, Cyber Security (CISM) und industrielle KI-Implementierung.