Veröffentlicht am Mai 16, 2024

Entgegen der Annahme, mehr Disziplin für Sport aufbringen zu müssen, liegt der Schlüssel zu mehr Kalorienverbrauch im Büro in der intelligenten Gestaltung Ihrer Arbeitsumgebung.

  • Bewegung sollte eine unbewusste Folge Ihres Arbeitsablaufs sein, nicht ein weiterer Punkt auf Ihrer To-do-Liste.
  • Kleine, in den Alltag integrierte Aktivitäten (NEAT) verbrennen über den Tag verteilt mehr Kalorien als eine einzelne Sporteinheit.

Empfehlung: Konzentrieren Sie sich darauf, Ihren Arbeitsplatz und Ihre Routinen so zu verändern, dass sie automatisch zu mehr Haltungswechseln und kleinen Bewegungseinheiten führen.

Kennen Sie das Gefühl? Acht Stunden am Schreibtisch, der Nacken ist verspannt, der Rücken zwickt und die Energie ist auf dem Nullpunkt. Der Gedanke, sich nach der Arbeit noch zum Sport aufzuraffen, fühlt sich an wie die Besteigung des Mount Everest. Viele glauben, der einzige Ausweg aus der Bewegungsfalle sei das Fitnessstudio oder die morgendliche Joggingrunde. Doch was wäre, wenn die effektivste Strategie gar nichts mit verschwitzter Sportkleidung zu tun hat?

Der wahre Hebel liegt nicht in zusätzlicher Anstrengung, sondern in der cleveren Integration von Bewegung in genau die Zeit, in der wir am meisten sitzen: den Arbeitsalltag. Es geht um das Konzept der „Non-Exercise Activity Thermogenesis“ (NEAT) – die Energie, die wir durch alltägliche Aktivitäten außerhalb von gezieltem Training verbrauchen. Das können kleinste Dinge sein, wie der Gang zum Drucker oder das Wippen mit den Füßen.

Statt sich also zu mehr Bewegung zu zwingen, werden wir in diesem Artikel eine andere Perspektive einnehmen. Wir betrachten Ihren Arbeitsplatz als eine Art „Bewegungsarchitektur“, die Sie bewusst gestalten können. Es geht darum, Trigger für Haltungswechsel zu schaffen und Bewegung nahtlos in Ihren Workflow zu integrieren. Sie werden entdecken, wie Sie Ihren Kalorienverbrauch signifikant steigern, Ihre Kreativität fördern und Verspannungen lösen, indem Sie Ihre Umgebung und Gewohnheiten minimal anpassen – ganz ohne eine einzige Minute extra Sport einplanen zu müssen.

Dieser Leitfaden zeigt Ihnen in acht praxisnahen Schritten, wie Sie die Prinzipien von NEAT gezielt für sich nutzen. Von der optimalen Einstellung Ihres Schreibtisches über kreative Meeting-Formate bis hin zur Nutzung steuerlicher Vorteile – Sie erhalten eine konkrete Anleitung, um Bewegung zu einer selbstverständlichen und unbewussten Konsequenz Ihres Büroalltags zu machen.

Warum ist Treppensteigen effektiver als eine Stunde Fitnessstudio pro Woche?

Der Ratschlag „Nehmen Sie die Treppe statt den Aufzug“ gehört zu den Klassikern der Gesundheitstipps. Doch meist wird er als kleine, nette Geste abgetan. In Wahrheit verbirgt sich dahinter eine der wirkungsvollsten NEAT-Strategien überhaupt. Der entscheidende Faktor ist nicht die einzelne Anstrengung, sondern die unauffällige, aber stetige Wiederholung. Wer mehrmals täglich ein paar Stockwerke überwindet, sammelt über die Woche eine beachtliche Aktivitätsmenge an, die eine einzelne Stunde im Fitnessstudio oft in den Schatten stellt.

Rein rechnerisch ist der Effekt beeindruckend. Je nach Intensität und Körpergewicht verbrennt man beim Treppensteigen 650-900 Kalorien pro Stunde. Natürlich steigt niemand eine Stunde am Stück Treppen, aber selbst 5-10 Minuten pro Tag summieren sich. Es trainiert die Bein- und Gesäßmuskulatur, stärkt das Herz-Kreislauf-System und kurbelt den Stoffwechsel an – und das alles auf dem Weg zum Arbeitsplatz oder zur Kaffeeküche.

Studie der Universität Genf belegt die Wirkung

Die Universität Genf führte eine Studie mit 69 Angestellten durch, die einen bewegungsarmen Lebensstil pflegten. Sie wurden angewiesen, 12 Wochen lang konsequent auf Aufzüge zu verzichten. Die Ergebnisse waren verblüffend: Die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit (ein wichtiger Fitness-Indikator) erhöhte sich um durchschnittlich 8,6 %. Darüber hinaus verloren die Teilnehmenden im Schnitt 2 % Körperfett, reduzierten ihren Hüftumfang und verbesserten sowohl Blutdruck- als auch Cholesterinwerte.

Diese Studie zeigt eindrücklich: Es sind nicht die heroischen Einzelleistungen, sondern die kleinen, fest integrierten Gewohnheiten, die langfristig den größten gesundheitlichen Nutzen bringen. Das Treppensteigen ist der perfekte Beweis dafür, dass die effektivste Bewegung diejenige ist, die stattfindet.

Wie stellen Sie Ihren Schreibtisch ein, um automatisch mehr Haltungswechsel zu machen?

Ihr Schreibtisch sollte kein statischer Ort sein, sondern eine dynamische Arbeitslandschaft. Das Konzept der Bewegungsarchitektur zielt darauf ab, Ihren Arbeitsplatz so zu gestalten, dass er Sie unbewusst zu Haltungswechseln animiert. Anstatt sich per Kalendererinnerung zum Aufstehen zu zwingen, schaffen Sie natürliche Anreize, die Position zu verändern. Der Schlüssel liegt darin, verschiedene Tätigkeiten an verschiedene Orte oder Haltungen zu koppeln.

Eine einfache Methode ist die Zonen-Einteilung Ihres Arbeitsplatzes. Richten Sie unterschiedliche Bereiche für unterschiedliche Aufgaben ein, um automatische Haltungswechsel-Trigger zu schaffen. Das kann auch an einem einzigen höhenverstellbaren Schreibtisch funktionieren.

Ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz mit verschiedenen Zonen für unterschiedliche Arbeitshaltungen

Wie dieses Arrangement andeutet, können Sie Ihren Arbeitsbereich strategisch organisieren. Zum Beispiel:

  • Die Steh-Zone: Nutzen Sie Ihren Schreibtisch in der höchsten Einstellung für Aufgaben wie das Lesen und Beantworten von E-Mails, kurze Telefonate oder die Teilnahme an Online-Meetings.
  • Die Sitz-Zone: Für konzentrierte Schreibarbeit oder komplexe Aufgaben, die hohe Konzentration erfordern, senken Sie den Tisch ab und nutzen einen ergonomischen Stuhl.
  • Die Lese-Zone: Richten Sie sich eine Ecke mit einem Sessel oder einer anderen Sitzgelegenheit ein, um längere Dokumente abseits des Hauptbildschirms zu lesen.

Allein durch die Verknüpfung von „E-Mails checken“ mit „im Stehen arbeiten“ bauen Sie eine neue Gewohnheit auf. Ihr Körper wechselt die Position, ohne dass Sie aktiv darüber nachdenken müssen. So wird Bewegung zur logischen Konsequenz Ihres Workflows.

Stehen oder Gehen: Was entlastet den Rücken beim E-Mails-Schreiben wirklich?

Die Debatte zwischen Sitzen und Stehen dominiert viele Diskussionen über Büroergonomie. Doch die Frage ist falsch gestellt. Es geht nicht um „entweder/oder“, sondern um „sowohl als auch“. Die wahre Entlastung für den Rücken kommt nicht von einer einzigen „perfekten“ Haltung, sondern vom regelmäßigen Wechsel zwischen verschiedenen Positionen. Statisches Stehen kann auf Dauer genauso belastend sein wie statisches Sitzen.

Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), eine zentrale Institution für Arbeitssicherheit in Deutschland, bringt es auf den Punkt. In ihrem Leitfaden zur Bewegung im Büro heißt es:

Sitzen ist das neue Rauchen – kennen Sie diesen Spruch? Er zielt darauf ab, dass langes Sitzen eine Reihe an gesundheitsschädlichen Auswirkungen mit sich bringt.

– VBG (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft), VBG Leitfaden Bewegung im Büro

Die Lösung ist die Integration von dynamischen Phasen. Beim Beantworten von E-Mails kann das Stehen eine hervorragende Option sein. Laut Berechnungen von Fixrechner.de zeigt sich, dass Stehen bis zu 50 % mehr Kalorien verbrennt als Sitzen. Für Telefonate oder das Nachdenken über ein Konzept ist Gehen ideal. Es lockert nicht nur die Rückenmuskulatur, sondern fördert auch die Durchblutung des Gehirns. Konzentrierte Arbeit hingegen kann sitzend effektiver sein, sollte aber alle 30-45 Minuten durch eine kurze Bewegungspause unterbrochen werden.

Arbeitsplatz-Konfiguration für verschiedene Tätigkeiten
Tätigkeit Optimale Position Kalorienverbrauch-Steigerung
E-Mails lesen Stehend am Stehpult +50% vs. Sitzen
Telefonieren Gehend im Büro +100% vs. Sitzen
Konzentrierte Arbeit Sitzend mit dynamischen Pausen Baseline
Kurze Meetings Stehend +50% vs. Sitzen
Brainstorming Walking Meeting +150% vs. Sitzen

Praxisbeispiel: Das 8-Minuten-Workout der Techniker Krankenkasse

Um solche Bewegungspausen konkret zu gestalten, hat die Techniker Krankenkasse (TK) zusammen mit Olympiasieger Fabian Hambüchen ein 8-Minuten-Workout speziell fürs Büro entwickelt. Es besteht aus einfachen Übungen zur Mobilisierung, Koordination und Kräftigung, die direkt am Platz und ohne Schwitzen durchgeführt werden können. Regelmäßig angewendet, verbessern diese Mikro-Workouts die Fitness nachhaltig und beugen Verspannungen effektiv vor.

Der „Schildkröten-Hals“, der zu chronischen Kopfschmerzen führt

Stundenlanges Starren auf einen Bildschirm führt unweigerlich zu einer ungesunden Körperhaltung: Der Kopf schiebt sich nach vorne, der obere Rücken rundet sich, und die Schultern ziehen sich zu den Ohren. Diese Position, oft als „Schildkröten-Hals“ oder „Text-Nacken“ bezeichnet, überlastet die Nacken- und Schultermuskulatur enorm. Ein Kopf, der nur wenige Zentimeter nach vorne verlagert wird, wirkt durch die Hebelkräfte mit einem Vielfachen seines eigentlichen Gewichts auf die Halswirbelsäule.

Diese permanente Anspannung ist eine der häufigsten Ursachen für chronische Spannungskopfschmerzen, die vom Nacken in den Kopf ausstrahlen. Die überlasteten Muskeln üben Druck auf Nerven aus und können die Blutzufuhr zum Kopf beeinträchtigen. Was viele nicht wissen: Es gibt eine direkte Verbindung zwischen den Augenmuskeln und der Nackenmuskulatur. Angestrengtes Sehen, etwa bei falscher Bildschirmeinstellung, führt reflexartig zu einer Anspannung im Nacken.

Makroaufnahme der Nackenmuskulatur und deren Verbindung zur Augenmuskulatur beim Büroarbeiten

Die gute Nachricht ist, dass Sie diesem Teufelskreis mit einfachen Mitteln entgegenwirken können. Die Prävention basiert auf zwei Säulen: der Entlastung der Augen und der Mobilisierung der Nackenmuskulatur. Eine bewährte Methode zur Augenentspannung ist die 20-20-20-Regel: Schauen Sie alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf ein Objekt, das mindestens 20 Fuß (ca. 6 Meter) entfernt ist. Dies gibt den Augenmuskeln die Chance, sich zu entspannen, und unterbricht das starre Fokussieren.

Zusätzlich helfen gezielte Mikro-Übungen, die Muskulatur zu lockern. Einfache Bewegungen wie das „Doppelkinn machen“ (Kinn sanft zur Brust ziehen, um die Nackenstrecker zu dehnen), langsames Schulterkreisen nach hinten und sanftes Neigen des Kopfes von Seite zu Seite können Wunder wirken. Führen Sie diese Übungen alle 30-60 Minuten durch, um Verspannungen zu lösen, bevor sie zu Kopfschmerzen werden.

Wann und wie führen Sie Besprechungen im Gehen durch, um kreativer zu sein?

Besprechungen im Sitzen sind oft von Müdigkeit, Ablenkung und festgefahrenen Denkmustern geprägt. Das „Walking Meeting“ ist weit mehr als eine Gesundheitsmaßnahme – es ist ein strategisches Werkzeug zur Steigerung von Kreativität und Fokus. Die leichte körperliche Aktivität verbessert die Sauerstoffversorgung des Gehirns, was nachweislich das divergente Denken fördert. Gleichzeitig eliminiert die Abwesenheit von Laptops und Smartphones die größte Ablenkungsquelle und erzwingt eine fokussierte Konversation.

Allerdings eignet sich nicht jedes Meeting für einen Spaziergang. Ideal sind Walking Meetings für:

  • 1-on-1-Gespräche: Feedbackgespräche oder Projekt-Updates profitieren von der ungestörten und persönlicheren Atmosphäre.
  • Brainstorming-Sessions: Die neue Umgebung und die Bewegung können festgefahrene Gedanken lösen und neue Ideen hervorbringen.
  • Planungs- und Strategie-Meetings in kleiner Runde (2-3 Personen), bei denen es um das große Ganze geht, nicht um Detailarbeit am Bildschirm.

Für eine erfolgreiche Durchführung ist eine gute Vorbereitung entscheidend. Die Agenda sollte vorab klar sein, damit das Gespräch zielgerichtet bleibt. Wählen Sie eine Route mit wenig Lärm und Ablenkung, zum Beispiel einen nahegelegenen Park. Für die Dokumentation wichtiger Beschlüsse eignet sich eine Diktier-App auf dem Smartphone. Positionieren Sie das Format nicht als Gesundheitsmaßnahme, sondern als Effizienz-Tool für ungestörte und produktive Gespräche. Der gesundheitliche Nebeneffekt, bei dem man beim normalen Gehen etwa 8,5 Kilokalorien pro Minute verbrennt, ist ein willkommener Bonus.

Schlechtes Wetter ist keine Ausrede. Planen Sie eine alternative Indoor-Route, zum Beispiel durch lange Flure oder ein leeres Foyer. Der entscheidende Faktor ist die Bewegung selbst, nicht die frische Luft.

Homeoffice oder Büropräsenz: Was fördert die Teamkultur langfristig mehr?

Die Frage nach dem optimalen Arbeitsort ist zu einer zentralen strategischen Entscheidung geworden. Oft wird sie unter den Aspekten der Produktivität und Teamkultur diskutiert. Doch es gibt eine dritte, oft übersehene Dimension: die Gesundheit und das Bewegungsverhalten der Mitarbeiter. Beide Modelle haben aus Sicht der „Bewegungsarchitektur“ Vor- und Nachteile.

Das Büro hat einen entscheidenden, wenn auch unfreiwilligen Vorteil: Es erzwingt „zufällige“ Bewegung. Der Weg zur Kaffeemaschine, der Gang zum Drucker, der Spaziergang zum Schreibtisch eines Kollegen oder das gemeinsame Mittagessen in der Kantine – all diese kleinen Wege summieren sich und tragen maßgeblich zum täglichen NEAT-Umsatz bei. Das Büro schafft einen sozialen Rahmen, der Bewegung fördert, von der gemeinsamen Mittagspause bis zum informellen Plausch auf dem Flur. Die Teamkultur wird durch diese spontanen, persönlichen Interaktionen gestärkt.

Das Homeoffice hingegen bietet maximale Flexibilität. Eine Joggingrunde am Morgen, eine Yoga-Einheit in der Mittagspause oder ein Workout am Nachmittag lassen sich leicht integrieren. Der Nachteil: Die zufällige Alltagsbewegung bricht fast vollständig weg. Der Weg vom Bett zum Schreibtisch beträgt wenige Meter. Ohne bewusste Planung droht ein Tag in fast völliger Immobilität. Dies kann nicht nur der körperlichen Gesundheit schaden, sondern auch die für die Teamkultur so wichtigen informellen Kontaktpunkte reduzieren.

Langfristig scheint ein hybrides Modell der Königsweg zu sein. Es kombiniert die Vorteile beider Welten: Die fokussierte, ungestörte Arbeit zu Hause, angereichert durch selbst geplante Sporteinheiten, und die Tage im Büro, die durch soziale Interaktion und unbewusste Alltagsbewegung die Teamkultur und die NEAT-Bilanz stärken. Für Unternehmen bedeutet das, das Büro nicht mehr nur als Arbeitsort, sondern als Ort der Begegnung und der gesundheitsfördernden Infrastruktur zu gestalten.

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Wie packen Sie Ihren Rucksack für 3 Tage unter 8 Kilo?

Was hat das Packen eines leichten Rucksacks für eine Wochenendreise mit Ihrem Büroalltag zu tun? Mehr, als Sie vielleicht denken. Das Prinzip dahinter ist dasselbe: Es geht darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und unnötigen Ballast abzuwerfen, um agil und beweglich zu bleiben. So wie ein schwerer Rucksack jede Wanderung zur Qual macht, belastet ein „schwerer“ Arbeitstag ohne die richtige Ausrüstung Ihren Körper und Geist.

Übertragen wir das Konzept des Leichtgepäck-Reisens auf Ihren Arbeitsalltag. Was sind die unverzichtbaren „Must-haves“, die Sie in Ihren täglichen „Rucksack“ packen sollten, um gesund, hydriert und energiegeladen durch den Tag zu kommen? Hier ist eine minimalistische Packliste für Ihre tägliche Mission im Büro:

  • Die Wasserflasche (1 Liter): Dies ist Ihr wichtigstes Werkzeug. Regelmäßiges Trinken hält nicht nur den Kreislauf in Schwung und fördert die Konzentration, sondern zwingt Sie auch zu regelmäßigen Gängen – entweder zum Nachfüllen oder zur Toilette. Ein perfekter, eingebauter Bewegungstrigger.
  • Gesunde Snacks (Nüsse, Obst): Statt in die Zuckerspirale der Kantine oder des Snackautomaten zu geraten, haben Sie Ihre Energiequelle griffbereit. Das verhindert das Mittagstief und spart Ihnen unnötige Wege zu ungesunden Versuchungen.
  • Bequeme Schuhe: Wenn Sie die Treppe nehmen oder ein Walking Meeting machen wollen, sind bequeme Schuhe die Grundvoraussetzung. Packen Sie sie notfalls ein und wechseln Sie im Büro. Ohne das richtige Schuhwerk wird jede Bewegungsinitiative im Keim erstickt.
  • Ihr Smartphone als Coach: Nutzen Sie eine simple Erinnerungs-App oder den Timer Ihres Telefons, um sich alle 45 Minuten an eine kurze Pause zu erinnern – zum Strecken, zum Aufstehen oder für die 20-20-20-Augenübung.

Genau wie beim Reisen gilt: Jedes Gramm zählt. Jede gesunde Gewohnheit, die Sie etablieren, und jede ungesunde, die Sie eliminieren, macht Ihren Arbeitstag „leichter“. Indem Sie Ihren Tag bewusst mit diesen wenigen, aber entscheidenden Dingen ausstatten, schaffen Sie die Grundlage für mehr Wohlbefinden und Bewegung.

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Das Wichtigste in Kürze

  • NEAT ist der Schlüssel: Kleine, über den Tag verteilte Alltagsbewegungen (Non-Exercise Activity Thermogenesis) sind für den Kalorienverbrauch effektiver als sporadische Sporteinheiten.
  • Gestalten Sie Ihre Umgebung: Machen Sie Bewegung unvermeidbar, indem Sie Ihren Arbeitsplatz als „Bewegungsarchitektur“ begreifen und Haltungswechsel-Trigger einbauen.
  • Die Macht der Gewohnheit: Konsequentes Treppensteigen, Walking Meetings und dynamische Pausen haben einen größeren Langzeiteffekt als jede kurzfristige Anstrengung.

Wie nutzen Arbeitgeber die 600 € Freibetrag für die Mitarbeitergesundheit?

Viele Arbeitnehmer wissen nicht, dass der deutsche Staat die Gesundheitsförderung im Betrieb aktiv unterstützt. Dies ist eine enorme Chance, nicht nur die eigene Gesundheit zu verbessern, sondern auch den Arbeitgeber von Investitionen in ergonomische Lösungen wie höhenverstellbare Schreibtische oder zertifizierte Gesundheitskurse zu überzeugen. Das Zauberwort heißt: betriebliche Gesundheitsförderung (BGF).

Die rechtliche Grundlage dafür ist § 3 Nr. 34 des Einkommensteuergesetzes (EStG). Seit 2020 können Arbeitgeber laut Bundesgesundheitsministerium bis zu 600 Euro pro Mitarbeiter und Jahr steuer- und sozialversicherungsfrei für qualitätsgesicherte Maßnahmen zur Gesundheitsförderung ausgeben. Wichtig ist: Diese Leistung muss zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn erbracht werden; eine Gehaltsumwandlung ist nicht zulässig.

Praxisbeispiel: Zertifizierte NEAT-Maßnahmen

Ein Unternehmen bot seinen Mitarbeitern im Rahmen der BGF sogenannte „Gesundheitstage“ an. Das Programm umfasste Kurse in Nordic Walking, eine zertifizierte Rückenschule und Anleitungen zur progressiven Muskelentspannung. Da die Kurse von qualifizierten Trainern geleitet wurden und den Kriterien des § 20 SGB V entsprachen, fielen die Kosten unter den Steuerfreibetrag. Ein wichtiges Detail, das durch ein BFH-Urteil (VI R 24/21) bestätigt wurde: Reine Unterkunfts- oder Verpflegungsleistungen bei solchen Events sind nicht steuerfrei, die Kursgebühren jedoch schon.

Dieser Freibetrag ist kein Geschenk, das man passiv erwarten sollte. Als Arbeitnehmer können Sie proaktiv Vorschläge einbringen. Zeigen Sie Ihrem Arbeitgeber den doppelten Nutzen auf: Geringere Krankheitsstände und eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit auf der einen Seite, ein attraktiver Steuervorteil auf der anderen. Für Sie als Mitarbeiter ist es der Weg zu einem gesünderen Arbeitsumfeld – finanziert durch den Chef und gefördert vom Staat.

Ihr Aktionsplan: So sprechen Sie den 600-€-Freibetrag an

  1. Recherche: Finden Sie zertifizierte Kurse (z.B. Rückenschule, Stressmanagement) über die Kurssuchen der Krankenkassen wie AOK oder TK.
  2. Argumentation vorbereiten: Zeigen Sie den Nutzen für den Arbeitgeber auf: weniger Krankheitstage, höhere Produktivität und der direkte Steuervorteil.
  3. Konkrete Vorschläge machen: Reichen Sie konkrete Ideen ein, z.B. die Anschaffung von Steh-Sitz-Tischen, die Bezuschussung eines Rückenkurses oder die Organisation eines Gesundheitstages.
  4. Auf die Regeln hinweisen: Betonen Sie, dass es sich um eine zusätzliche Leistung zum Arbeitslohn handeln muss und keine Gehaltsumwandlung sein darf.
  5. Finanzamt als Option: Schlagen Sie bei Unsicherheiten seitens des Arbeitgebers vor, eine Anrufungsauskunft beim zuständigen Betriebsstättenfinanzamt einzuholen, um die Steuerfreiheit bestätigen zu lassen.

Die Nutzung des Freibetrags ist ein Gewinn für beide Seiten. Ergreifen Sie die Initiative und verstehen Sie die Details, wie Sie als Arbeitnehmer den 600-€-Freibetrag für Ihre Gesundheit aktivieren können.

Jetzt sind Sie an der Reihe. Gehen Sie auf Ihre Personalabteilung zu und präsentieren Sie einen konkreten Vorschlag. Es ist Ihr Recht und Ihre Chance, Ihr Arbeitsumfeld aktiv gesünder zu gestalten.

Häufige Fragen zum Thema Bewegung im Büro

Wie oft sollte man Augenübungen bei Bildschirmarbeit machen?

Die 20-20-20-Regel empfiehlt: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf etwas in 20 Fuß (ca. 6 Meter) Entfernung schauen. Dies entspannt die Augenmuskulatur und reduziert die Neigung, den Kopf nach vorne zu schieben.

Welche Mikro-Übungen helfen gegen den Schildkröten-Hals?

Effektive Übungen sind das „Doppelkinn machen“ (Kinn zur Brust ziehen), Schulterkreisen rückwärts und sanftes Kopfdrehen. Diese sollten alle 30 Minuten für jeweils 5 Wiederholungen durchgeführt werden.

Wann sollte man professionelle Hilfe suchen?

GEO

Bei chronischen Beschwerden wie anhaltenden Nacken- oder Rückenschmerzen kann der Hausarzt ein Rezept für Physiotherapie oder manuelle Therapie ausstellen. Die Kosten hierfür werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernommen.

Geschrieben von Leonie Dr. Fischer, Fachärztin für Arbeitsmedizin und Expertin für digitale Gesundheitsprävention. 14 Jahre klinische und betriebliche Erfahrung mit Fokus auf Telemedizin, BGM und Biohacking-Strategien für High-Performer.